Bill Kaulitz (2007)Die eineiigen Zwillinge Bill und Tom Kaulitz (* 1. September 1989 in Leipzig) machen seit ihrer Kindheit zusammen Musik. Musikalisch gefördert wurden sie dabei durch ihren Stiefvater, der selbst als Musiker in Magdeburg aktiv ist. Bei einem Auftritt im Jahr 2001 in ihrer Heimatstadt Magdeburg trafen sie Gustav Schäfer (* 8. September 1988) und Georg Listing (* 31. März 1987), mit denen sie die Band Devilish gründeten und im Folgenden Auftritte im Raum Magdeburg absolvierten. Nach Bill Kaulitz’ Teilnahme bei Kinder-Star-Search wurde die Band 2003 vom Musikproduzenten Peter Hoffmann entdeckt. Sony BMG Music Entertainment nahm Tokio Hotel schließlich unter Vertrag. Hoffmann holte David Jost und Pat Benzner mit ins Produzenten- und Autorenteam und ließ die Bandmitglieder Gesangs- und Instrumentalunterricht nehmen. Kurz vor Veröffentlichung der ersten Platte kündigte Sony jedoch den Vertrag. 2005 nahm die Universal Music Group Tokio Hotel unter Vertrag und erarbeitete einen umfangreichen Marketingplan, um den kommerziellen Erfolg von Tokio Hotel zu sichern.
Herkunft des Bandnamens Die Urheberschaft des Bandnamens ist nicht geklärt, jedoch verweisen die Bandmitglieder oftmals auf die Assoziationen, die sie mit den Begriffen Tokio und Hotel verbinden, wie zum Beispiel „Tokio ist ja schon irgendwie der Wahnsinn, obwohl wir alle noch nie da waren“ (Bill Kaulitz). Von Außenstehenden wird unter anderem spekuliert, dass mit dem Begriff „Tokio“ Assoziationen zum J-Rock, vor allem in Hinsicht auf die Visual-Kei-Subkultur, geweckt werden sollen, der auch durch Bills Äußeres (androgyne Erscheinung, Kajal und toupierte Haare) nachgeahmt wird.
Debütalbum
Tom Kaulitz (2006)Das Video zu ihrer Debütsingle Durch den Monsun wurde ab Juli 2005 im Fernsehen ausgestrahlt und bescherte der Band in kurzer Zeit viele überwiegend jugendliche, weibliche Fans. Die Single erschien am 15. August 2005 und erreichte Platz 1 der Charts in Deutschland und Österreich. Auch das Ende September 2005 veröffentlichte Debütalbum Schrei stieg in beiden Ländern an die Spitze der Charts.
Zweites Album Am 23. Februar 2007 erschien das zweite Album Zimmer 483, am 26. Januar bereits die erste Singleauskopplung Übers Ende der Welt. An deiner Seite (Ich bin da) wird die dritte Singleauskopplung sein. Im Jahr 2007 gab es von März bis November eine große Europa-Tournee, deren letztes Konzert am 4. November in Essen stattfand.
Erfolg im fremdsprachigen Ausland Als eine von wenigen deutschen Bands ist Tokio Hotel mittlerweile auch im fremdsprachigen Ausland erfolgreich und konnten unter anderem in Frankreich[2] den Vereinigten Staaten und Israel[3] eine Fan-Basis aufbauen.
In Frankreich wurde im Herbst 2006 das Debütalbum veröffentlicht. Es erreichte in der ersten Woche Platz 19. Damit ist Tokio Hotel die erste deutsche Band, der mit einem Debütalbum der Direkteinstieg in die französischen Top 20 gelang. Durch den Monsun erreichte in Frankreich Platz 8. Am 13. Februar 2007 bekamen die Mitglieder der Band in Frankreich die Goldene Schallplatte für Schrei überreicht.
2007 konnten Tokio Hotel mit ihrem Song Monsoon Platz 1 der israelischen Airplaycharts erreichen. Nachdem ca. 5.000 israelische Fans in einer Petition darum baten, dass die Band in Israel auftritt[4], gab die Band am 6. Oktober 2007 ein Konzert in Tel Aviv.[5]
2008 steuerten Tokio Hotel mit By Your Side einen Titel zum Soundtrack des Hollywood-Films Prom Night bei.
In den Vereinigten Staaten konnte das Album Scream Platz 39 der offiziellen Billboard-Charts erreichen, in Kanada kam es sogar auf Platz 6.
Öffentliche Wahrnehmung Texte und Komposition der meisten Lieder des ersten Albums Schrei entstanden unter überwiegender Mitwirkung des Produzenten-Teams (Dave Roth, Benzner und David Jost), drei Lieder (darunter die Single-Auskopplungen Schrei und Rette mich) stammen ausschließlich von diesem. Einzig Unendlichkeit wurde komplett von den Band-Mitgliedern selbst komponiert. Die Band wird zudem mit einem breiten Spektrum an Angeboten vermarktet, unter anderem einer eigenen Zeitschrift.
Tokio Hotel ist eine Gruppe, die stark polarisiert. So wird die Band sowohl als „Teil einer gut ausgedachten Marketing-Strategie“ wie auch als „authentisch“ wahrgenommen. In ihrer Musik und in ihren Texten, mehr noch aber in ihrem Äußeren und ihren Videos, bedienen sich die Künstler vieler Anleihen aus der Rock-Musik. Ihre Liedtexte suggerieren auf verschiedene Weise umfangreiche Lebenserfahrung und behandeln Themen um Liebe, Wut und Weltschmerz[6], was im Widerspruch zu ihrer Vita und ihrem zum Teil kindlichen Auftreten gesehen werden kann. Dieser ästhetisierte Kontrast ist einer der Gründe für die große Beliebtheit der Band innerhalb ihrer Fangemeinde, führt aber außerhalb dieser Fangemeinde zu teilweise großer Ablehnung. Dies zeigte sich auch maßgeblich durch den 27. Platz für Bill bei der FHM-Wahl zur „Unsexiest Woman Alive“ 2007; er war auch der einzige Mann in den 100 Plätzen.[7] Diese Ablehnung wird auch durch einzelne Medien aufgegriffen. So gab es in den RTL Freitag Nacht News eine Comedy-Parodie namens Tokyo Motel. Bill Kaulitz wurde außerdem am 27. Dezember 2006 in der ProSieben-Sendung Die 100 nervigsten Deutschen 2006 vom Publikum auf Platz 1 gewählt.
Musikvideos Die Videoclips der Gruppe haben keine oder kaum Handlungselemente und zeigen meist die Musiker bei der Interpretation des Liedes in ungewöhnlicher Umgebung.
Die letzten Videos enthalten starke Anleihen an andere Kunstwerke:
Der letzte Tag covert das U2-Video Where the Streets have no name und hält sich dicht am „Original“ (das seinerseits ein Remake des spontanen Beatles-Konzerts auf dem Dach ihrer Plattenfirma APPLE 1969 in London war). Während U2 tatsächlich unangekündigt auf dem Dach eines Geschäftes auftraten und das dabei gedrehte Filmmaterial verwendeten, wurden bei Tokio Hotel der Auftritt, die Fanansammlungen und die eintreffenden Einsatzkräfte inszeniert. Übers Ende der Welt enthält deutliche dramaturgische und bildästhetische Anleihen an Fritz Langs Metropolis und dem Apple-Werbefilm 1984 aus dem Jahr 1984, welcher durch den Roman 1984 von George Orwell inspiriert wurde.